So leben unsere Schweine
Das ist Erna.
Jede Sau hat einen Namen. Da es sehr viele sind, sind das der Einfachheit halber Nummern. Die stehen auf der Ohrmarke, die jedes Schwein trägt. Aber gerufen werden sie Erna, Mucki oder einfach "Ey!".
Wir begleiten Erna auf ihrem Weg durch unsere Ställe:
Hier entsteht das Schweineleben. Im Deckstall stehen die Sauen für kurze Zeit in Einzelboxen, den sogenannten Kastenständen.. Zweimal am Tag schaut der Eber vorbei und flirtet ausgiebig mit seinen Damen. Wenn sie paarungsbereit (bei Schweinen sagt man „rauschig) sind, werden sie belegt. Dies geschieht durch künstliche Besamung.
(Auf dem Bild wird gerade per Ultraschall geprüft, ob die Sau genügend Speck hat, um gesund Ferkel aufziehen zu können.)
Nach ein paar Tagen ziehen die werdenden Mütter in den großen Wartestall um. Hier können sie sich frei bewegen und auch selbst entscheiden, wann sie ihr Fressen abrufen.
Die Abruffütterung erkennt anhand eines Transponders in der Ohrmarke die Identität der Sauen und teilt die Futterportionen zu.
Nach 3 Wochen kann man per Ultraschall erkennen, ob die Sauen trächtig sind, d.h. ob sie Ferkel bekommen werden.
Der Heu- und der Pellet-Automat von Meier Brakenberg, mit denen sich die Schweine ihre Belohnung "erwühlen" müssen, sind sehr gefragt.
Hat sich ein Tier verletzt oder ist krank, bezieht es eine große Einzelbox. Hier hat es Ruhe vor den anderen und kann schnell wieder gesund werden. Die Boxen können bei Bedarf auch mit Gummimatten gepolstert werden. Das ist z.B. bei Lahmheiten sinnvoll.
Nach 3 Monaten, 3 Wochen und 3 Tagen (also fast 4 Monaten) steht die Geburt der Ferkel an. Ein paar Tage vorher ziehen die werdenden Mamas, die jetzt ziemlich dicke Bäuche haben und recht schwerfällig sind, in den Kreißsaal um. Das ist der blitzsaubere, schön warme Abferkelstall. Hier haben sie ihre Ruhe.
Bevor die werdenden Mütter einziehen, genießen sie eine warme Dusche mit speziellem Sauen-Duschgel. Sauber, um möglichst wenig Keime mit in den Stall zu bringen, und wohlriechend beziehen sie dann ihre "Zimmer", wo schon eine kleine Extra-Leckerei auf sie wartet.
Jede Sau bekommt ihr eigenes "Zimmer", eine Abferkelbucht. Damit die kleinen neugeborenen Ferkel von ihren Müttern nicht versehentlich erdrückt oder gebissen werden, ist der Ferkelschutzkorb da. Er schränkt die Bewegungsfreiheit der Sau ein, schützt dadurch aber das Leben der Neugeborenen.
Das Futter läuft in einen Dosierbehälter und wenn man an einer Kurbel im Gang vor dem Stall dreht, fällt das Futter in den Trog. Wenn die Sauen möchten, können sie es mit Wasser mischen, oder Wasser aus dem Beißnippel trinken. Vorn in der Bucht befindet sich auch Spielzeug, mit dem sich die Mama und die Ferkel beschäftigen können.
Jetzt wird es spannend! Die Geburt beginnt: Ein Ferkel wird geboren! Zuerst kommt der Kopf, dann ziemlich schnell der Rest. Nach der etwas unsanften Landung muss sich das Neugeborene erst einmal kurz ausruhen. Vom Fruchtwasser ist es noch ganz nass. Dann fängt es aber auch schon an, nach den Zitzen zu suchen. Dabei löst sich die Nabelschnur von ganz alleine. Kleine Ferkel sind sehr kälteempfindlich und damit sie schnell trocknen, sorgt eine Wärmelampe am ersten Tag für zusätzliche Wärme.
Nach 2 Tagen hat jedes Ferkel seine eigene Zitze. Jetzt trinken immer alle gleichzeitig. Das ist ein Geschmatze! Bekommt eine Sau mehr Ferkel als sie Zitzen hat, werden die überzähligen Ferkel an eine Sau gesetzt, die noch freie Zitzen hat. So werden alle gut versorgt.
Milchsaugen ist sehr anstrengend: drücken, ziehen, drücken, saugen, … sonst kommt keine Milch!
Da muss man auch mal ein Päuschen einlegen.
Ferkel wachsen unheimlich schnell. Mit drei Wochen wiegen sie fünfmal so viel wie bei der Geburt:
Neugeboren...
... 3 Wochen alt ...
Einen Stall haben wir zu einem Familienstall umgebaut: hier laufen mehrere Sauen mit ihren Ferkeln in der Gruppe. Die Ferkel müssen dafür mindestens eine Woche alt sein. Die Sauen haben über einen Automaten den ganzen Tag Zugang zu ihrem Fressen, die Ferkel haben über einen Durchschlupf die Möglichkeit, sich in ihr Kinderzimmer zurückzuziehen, wo ihnen eine wärmehöhle und eigenes Futter zur Verfügung steht.
Hier ein Rundum-Blick:
Nach etwa 4 Wochen brauchen die Ferkel keine Muttermilch mehr. Sie beziehen jetzt alle zusammen einen Aufzuchtstall, unseren Kindergarten. Hier ist es wohlig warm und es gibt extra leckeres Fressen und Spielzeug zum Entdecken.
Die Sauen wechseln in den Deckstall, wo sie nach 5 tagen in die Rausche kommen und neu belegt werden.
Wenn die Ferkel, die man jetzt Läufer nennt, ca. 10 Wochen alt sind, sind sie ca. 28(!) kg schwer. Dann müssen wir uns schweren Herzens von ihnen trennen und sie werden mit unserem Ferkeltaxi zu Schweinemästern in der Umgebung gefahren.
Seit Herbst 2016 steht uns in 10 km Entfernung ein eigener Maststall zur Verfügung, so dass ein Teil unserer Schweine bis zum Schluss bei uns bleibt.